“Finally found what has to be one of the simplest but most beautiful of songs, thank you” schrieb jemand vor 7 Jahren unter das YouTube-Video zum Song “Never”. Jetzt melden sich ALL THE LUCK IN THE WORLD mit dem eindrucksstarken Song „Only Avenues“ zurück und kündigen ihre Tour, sowie das am 12. November erscheinende Album „How The Ash Felt“ an.
„Only Avenues“ ist ein Beispiel für die komplexen Kompositionen, die uns auf „How The Ash Felt“ erwarten, und eine Meditation voll von so kryptischer wie persönlicher Poesie, die von einem Buchladen in einem Ort namens Waverly über einen leeren Zug bis zu einer Hochbahn führt, nur um am Ende einzusehen: „We’re only avenues halfway down the high line.“ Ein Song, der ein bisschen so klingt, als wäre Alt-J Readioheads „How to Disappear Completely“ eingefallen.
Das Video zu „Only Avenues“ zeigt die Straßen von Marseilles – mal mehr, mal weniger belebt. Dazwischen Sequenzen der Band, musizierend und sich gemeinsam als Einheit ihren Weg durch ein Gestrüpp aus Straßen und Wegen bahnend. Ein Meer an Eindrücken, alleine und klein sein in einer anonymen, überwältigenden Umgebung und doch seinen Halt finden durch zwischenmenschliche Begegnung. Dazu die Musik, die spielend leicht in der Lage ist, Gefühle in einem zu wecken, von deren Existenz nicht einmal das Unterbewusstsein zuvor Notiz genommen hatte.
Die drei irischen Songwriter und Multi-Instrumentalisten Neil Foot, Ben Connolly und Kelvin Barr kennen sich seit Schulzeiten, schreiben ebenso lange schon gemeinsam Musik und zogen vor kurzem aus der beschaulichen irischen Provinz nach Berlin. Of all places. Und während ein Umzug in die Hauptstadt für nicht wenige ein Kipppunkt wäre, ab dem man so gar nichts mehr auf die Kette bekommt, beweist die Band auf ihrem neuesten Album “How The Ash Felt” das exakte Gegenteil: Offenbar haben die drei in Berlin nicht nur ein neues Zuhause, sondern auch eine neue Form des künstlerischen Zusammenlebens- und -arbeitens gefunden, innerhalb derer sie ihren Sound, ihre musikalische Vision entscheidend weiterentwickeln können. ´
Und natürlich drängt sich der Gedanke gleich auf, dass hier auch die Corona-Pandemie und das, was sie mit uns gemacht hat, verhandelt wird: Denn Einsamkeit, Verlust und Verunsicherung sind ja neben allem anderen zentrale Themen von “How The Ash Felt”, dass sich – auch das stärker als seine Vorgänger – ein wenig internationaler anfühlt: Die Songs spielen in New York City, in Frankreich, der Ostküste Irlands und, natürlich, in Berlin. Doch Pandemie hin oder her, in “How The Ash Felt” geht es aber auch darum, sich seinen Gefühlen zu stellen und einzusehen, dass man den eigenen Geistern manchmal eben nicht entkommen kann.
Auch mit „Only Avenues“ gelingt “All the Luck in the World” wieder beides: Extrem persönliche Gefühle und nostalgisierte Erinnerung, die sich mal wie ein verblassendes Polaroid und mal wie eine Musikkassette im Autoradio anfühlt, mit der Weite und dem nie untergehenden Versprechen des Unterwegsseins an sich zu verbinden. Simple and beautiful.