Für Besucher von Indie-Discos in den frühen 2000ern & Mitt-30er-Emos
Bizarre Festival, Karo-Hemden, MySpace, At The Drive-In auf Viva Zwei. Musik von der anderen Seite der Welt bekommt man über Mp3.com oder LimeWire und lädt sie auf einen USB-Stick-Mp3-Player. Na, klingelts? In dieser Zeit – die frühen 2000er – werden Carlo Wittek und ADOLAR-Drummer Frank Mertens musikalisch sozialisiert. Jetzt haben die beiden zusammen eine Band gegründet: SINGLES nennen ihre erste Veröffentlichung „You told us not to worry, but life is fucking hard, mum!“ liebevoll eine „digitale 7-Inch“.
Im Wirr-Warr der frühen 2000ern wachsen Frank Mertens & Carlo Wittek alias SINGLES heran. Hören Musik, machen Musik, erleben Musik. Gitarren, Subkultur, laut und leise, aber irgendwie nie mitten drin. Immer ein wenig an Trends vorbei entwickeln sie ihren persönlichen Geschmack und finden doch zusammen. Mit seiner Band ADOLAR veröffentlicht Frank mehrere Alben, durchaus erfolgreich, doch den Durchbruch gibt es nie. Wittek spielt in mehreren lokalen Bands, doch es bleibt bei Konzerten in Jugendzentren.
Jahre später. Vorbei die Blauäugigkeit, dafür reicher an Erfahrung. Das Leben tut eben auch mal gerne weh. Es ging raus aus der Kleinstadt und dem Dorf, rein in die Großstadt, weil es hier eben Arbeit gibt und man sich so viel besser die Nächte um die Ohren schlagen kann. Und wo nölt es sich besser als in der Hauptstadt? Steigende Mieten, ständige Veränderung, Internationalisierung und der ewige Wunsch mehr zu sein, als man eigentlich ist. Gleichzeitig die Flucht ins Kaputte: Drogenabhängige, 24-Stunden Kneipen, Alkohol, Exzess, zusammen einsam sein, aber nie allein.
SINGLES ballern ihre ersten drei Songs in unter sieben Minuten raus – die würden zusammen auf eine 7″-Seite passen! Aufgenommen und produziert in zwei Tagen von Rudi Maier (u.a. Burkini Beach, Thees Uhlmann, Sir Simon) und abgemischt von Simon Frontzek (u.a. Madsen, Tomte, Das Paradies).
Es geht um schlaflose Nächte, um schlechtes Timing, um den Kampf mit sich selbst. Verpackt in ein bisschen Emo, ein bisschen Gebrüll und Lärm, aber eben auch in ein paar Melodien. Das ist nicht neu, das ist vielleicht auch aus der Zeit gefallen, aber wen interessiert das überhaupt? Das ist keine Musik für Playlisten, die keiner hört. Das ist Musik für hängengebliebene Mitt-30er, die sich noch daran erinnern, wie der Sommer geschmeckt hat, in dem man die ganze Welt erobern wollte. Musik für Leute, die sich wieder in den Armen liegen wollen, mit einer Träne voll Nostalgie im Auge. Musik für Leute, die sich trotz all dem Scheiss, den das Leben so mit sich bringt, nicht unterkriegen lassen.